Dienstag, 23. September 2014

Jottwede 2


Titel: Jottwede 2
Herausgeber: Mitglieder des Wuhlesyndikats (Union Berlin)
Erscheinungsdatum: August 2014
Seiten: 112
Preis: 3 €


Erst kürzlich wurde im Groben Schnitzer von mir die erste Ausgabe besprochen, nun gibt's die Numero zwei des Jottwede. Diese erschien ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt-Heft und konnte inhaltlich noch einmal zulegen. Ich hab's mir auf meiner ersten Fernbusfahrt fast komplett reingezogen, was den positiven Nebeneffekt hatte, dass die eigentlich siebenstündige Fahrt deutlich kürzer erschien.

Der Blick auf Seite 2 verrät die Ziele, die die Unioner diesmal ansteuerten – ähnlich wie bei der Erstausgabe mit schön viel Osteuropa, bis in den Kaukasus ging's diesmal. Besonders schön, dass es sich bei den Touren oft um mehrtägige, wenn nicht gar -wöchige, Streifzüge handelt. Allemal besser als ein scheuklappenbehaftetes Hin- und Weg-Jetten. Sei es nun eine gute Woche Zypern (mit Griechenland als Sprungbrett), wobei neben dem Nicosia-Derby alle weiteren bedeutenden Fußballszenen der Mittelmeerinsel gesehen wurden. Oder sei es die Balkan-Tour, die schon vor Abflug mit einem kleinen Thriller in Berlin beginnt und bei der man wenig später ein Aufeinandertreffen mit einer Reisegruppe von Ultras Dynamo nur knapp "verpasst".

Man merkt, die Autoren reisen und schreiben nicht zum ersten (und auch nicht erst zum zweiten) Mal, sondern dürften jahrelang in dem Metier unterwegs sein. Das wirkt sich natürlich förderlich aus, denn neben den Hintergrundinfos zu imposanten Fankurven, liegt das Augenmerk meist auf den Randerscheinungen, die so ein Heft richtig interessant machen. Obwohl also in vielen Touren knallige Derbys (Belgrad, Moskau, Sarajevo, Nicosia) besucht werden und die dortigen Pyro-Einlagen in angemessener Größe und vollfarbig von den Seiten leuchten, ist der berühmte Weg das Ziel. Die kleinen Details am Rande, die Anekdoten, die solch Hefte ausmachen. Am besten wird dies sicherlich bei der Schwarzmeer-Tour deutlich, bei der auf 20 Seiten die dreckig-schönen Reize Transnistriens Moldawiens, der Ukraine, Georgiens sowie Armeniens geschildert werden.

Mehr als skurril wirkt die Knast-Tour, bei der der Schreiber eine gekachelte Nacht im kroatischen Bau verbringen durfte. Dennoch allemal lesenswert und sicherlich jetzt schon redaktionsintern eine Kult-Geschichte. Insgesamt rundum gelungene 112 Seiten eines Werkes mit eigenem Charakter, das es von Anhieb an schafft, in die Phalanx der etablierten Groundhopping-Fanzines des Landes zu stoßen.

STS