Donnerstag, 25. Februar 2016

Auf Jahre unschlagbar #3 / Messeblatt #3,5



Herausgeber: Einzelpersonen (TeBe Berlin)
Seiten: 56
Preis: 2,- Euro

Schon ne ganze Ewigkeit will ich das Messeblatt/Auf Jahre unschlagbar rezensieren. Durch übliche Vertrödelei hab ich die Kladde wochenlang nicht gefunden, nun aber durch Zufall wieder in der Hand. Gelesen hab ich das Teil im letzten Herbst, ist also schon ne Weile her. Dennoch versuch ich bestmöglich das Feedback einzutippen, denn das Heft verdient in meinen Augen schriftlichen Beifall.

Das Splitzine aus dem lila-weißen Westberlin (dit reimt sich so'n bisschen) mischt die Vorzüge und beliebten Kategorien von Messeblatt und AJU, so dass daraus eine neue und dennoch vertraute Kollaboration entstanden ist. 56 S/W-Seiten, ummantelt mit rosafarbenem Umschlag und einem Gemenge aus aneinandergereihten Word-Dateien und klassischem Schnipsel-Layout. Liest sich punkig, leicht verzeckt. Gut so. Apropos, mit einem Punk in Polen zu Arka Gdynia zu gehen, habe ich bislang auch noch nicht erlebt oder anderswo gelesen - kann durchaus auch schiefgehen. Alles eben etwas anders als in den immer gleichen Ultras-"ab der 50. Minute wurden xyz-Gesänge angestimmt, waren bei uns aber nicht vernehmbar"-Berichten vieler "herkömmlicher" Fanzines. 

Auch die Reihe an unterhaltsamen Rubriken machen das Messeblatt/AJU aus, etwa das "Kochen mit der Sektion Stadionwurst", "VoKuLila", das Gewinnspiel (unter anderem gibt's ein Stadionwurstdinner und eine Dose Sauerkraut zu gewinnen) oder gängige Fanzine-Reviews. Zwischendrin immer wieder TeBe-Berichte (entstammen, wenn ich mich richtig entsinne, alle der Feder von Mika) ein schöner Lückentext, bei dem eben angesprochene Ultras-Texte persifliert werden und ein Powerranking, das "die süßesten Boys der Fankurven", allesamt Ultras-Logos oder Figuren wie Peter Pixel von Red Kaos, den Buddy vom Commando Cannstatt oder den Ché von Ultrà Sankt Pauli durch den brühwarmen Kakao zieht.

Alles eben nicht so tierisch ernst, sondern locker, lässig, mit cooler Schreibe und sicherlich bald auch mit der nächsten Ausgabe.

STS

Dienstag, 16. Februar 2016

Der Daggl #9

Herausgeber: Einzelpersonen (Nürnberg)
Erscheinungsdatum:  November 2015
Seiten: 172
Preis: 3,50

Ha, kurz vor Erscheinung des Jubiläums-Daggls habe ich doch noch meine Zeilen zur Nummer 9 fertig. Guter Knochen, den sie an der Noris inzwischen hinbekommen. An dem Knochen ist auch noch gut was dran, fette 172 Seiten liefert man wie gewohnt im schwarz-weißen Layout mit den inzwischen bekannten wie geschätzten Rubriken. Perfekte Mischung aus FCN- und Groundhopping-Berichten, wobei ich Letztere einen Ticken lieber lese. Dort schillert einfach noch ein bisschen mehr die Persönlichkeit des jeweiligen Autors hervor. Mit Benny, Freddy und dem Marc (S04) kenne ich mittlerweile auch drei der Schreiber relativ gut, was den Vorteil hat, hier und da noch ein paar Bonus-Stories serviert zu bekommen. So zum Beispiel beim Charlton-Millwall-Text, wo man nicht nur zwischen die fliegende Fäuste einiger Lads beider Londoner Vereine geriet, sondern auch bei den dortigen Konzertbesuchen (The Specials und Carter USM) ein paar brenzlige Szenen erlebte. Schöner Konzi-Absturz-Bericht auf jeden Fall, Benny. 

Der Daggl ist ganz gewiss nicht 08/15, was an einigen Stellen deutlich wird. Etwa, wenn infolge der Terroranschläge auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" per Erklärung gemeinsam mit zwei weiteren Nürnberger Fanzines der Trauer Ausdruck verliehen wird. Oder wenn Maxe im Vorwort ausgiebig zu sämtlichen Themen im "Briefe-an-die-Leser"-Stil der Titanic ausholt oder an einigen Stellen die Anti-Nazi-Einstellung einiger Autoren unterstrichen wird. Die Türkei-Berichte nehmen wie erwartet einen großen Teil der Ausgabe 9 ein. Klar, schließlich zeichnet sich einer der Daggl-Protagonisten für die Regie des Films "Ayaktakımı" (dt.: "Pöbel"), der mittels Crowdfunding realisiert wurde und die heftige Repressionsflut in der Türkei dokumentiert. Auch wenn ich viele Infos zu diesem Projekt bereits hatte, fand ich das Interview sehr gelungen, da es einfach nochmals weitere Details der Arbeit von Naz und Freddy und den Gegebenheiten vor Ort aufzeigt. Für mich sehr interessant, da die türkische Kultur und die dortigen Fanszenen immer wieder auch Bestandteile des Groben Schnitzers sind.

Weiteres Highlight ist die Sri Lanka-Tour, wobei mich vor allem der Abstecher auf die Malediven interessierte. Schon krass, wie sehr der Inselstaat als "Vorzeigeland" für die Kluft zwischen arm und reich gilt. Sehr schön fand ich auch den retroperspektivischen Bericht vom UEFA-Cup-Finale 1997, als sich ein Bus aus Nürnberg zum Schalker Endspiel nach Mailand aufmachte. Stichwort: "Für 350 DM war man dabei, inklusive Eintrittskarte" oder so.

Gewohnt gute Schreibe natürlich auch von Marc, der insbesondere beim Belfast-Besuch mit vielen Infos um die Ecke kommt. In der Nürnberger Fanzine-Ecke wird diesmal das "Hefdla" vorgestellt und da der Macher mit dem auf Schreibmaschine verfassten Interview sympathisch rüberkommt, wurde direkt mal eine Charge geordert. Bleibt nur mein Fazit, das da lautet: Weiter so. Wuff!

STS